Portrait: Daniel Thelesklaf, zukünftiger Leiter der Financial Intelligence Unit (FIU) in Deutschland

Veröffentlicht: 2023-04-24

Daniel Thelesklaf wird am ersten Juli 2023 sein Amt als Leiter der Financial Intelligence Unit (FIU) in Deutschland antreten. Zuvor war er von 2019 bis 2020 Leiter der FIU in der Schweiz. Thelesklaf hat eine lange Karriere in der Bekämpfung von Finanzkriminalität hinter sich und gilt als ausgewiesener Experte. Sein Werdegang weckt einige Erwartungen an die Arbeit der deutschen FIU.

Thelesklaf studierte Rechtswissenschaften an der Universität Zürich und erwarb anschließend einen Master-Abschluss in Recht und Wirtschaft an der Universität St. Gallen. Seine Karriere begann er als Anwalt bei einer Züricher Anwaltskanzlei. Er spezialisierte sich auf internationales Wirtschaftsrecht und arbeitete eng mit Banken und Finanzinstituten zusammen.

Im Jahr 1998 trat Thelesklaf in den Dienst der Schweizer Bundesanwaltschaft. Die Bekämpfung von Finanzkriminalität rückte für ihn als Leiter der operativen Analyse und der neu gegründeten FIU (in der Schweiz: „Money Laundering Reporting Office“ - MROS) in den Vordergrund.

2000 verließ Thelesklaf die FIU und bot bis 2004 Unternehmen Unterstützung bei der Auslagerung ihrer Compliance an (Quelle). Es folgten weitere Anstellungen bei internationalen Organisationen sowie als Co-Direktor und Lead Reviewer für das Basel Institute of Governance (BIG) (2008-2011), für das Thelesklaf unter anderem das „International Center for Asset Recovery“ leitete (Quelle), das Regierungen und anderen Akteuren hilft, gestohlene Vermögenswerte zurückzugewinnen und Täter zur Rechenschaft zu ziehen (Quelle).

2011-2019 folgte die Ernennung zum Direktor der FIU des Finanzministeriums Liechtenstein (Quelle). Diesen Posten verließ er, um wieder Leiter der Schweizer FIU zu werden. Diese verließ er überraschend nach weniger als einem Jahr.

Hintergrund seines plötzlichen Weggangs waren Meinungsverschiedenheiten (Quelle). Thelesklaf erhob Vorwürfe gegen die Direktorin der Fedpol Nicoletta della Valle, die sich zu stark in operative Belange der Geldwäscherei-Abteilung eingemischt hätte und damit seiner Ansicht nach vermutlich die Unabhängigkeit der FIU eingeschränkt habe (Quelle). Die Fedpol-Direktorin wiegelte im Gespräch mit der Handelszeitung jedoch ab. Sie hätte Interessenskonflikte bei einem Neuzugang der MROS ausgemacht. Thelesklaf hätte hierzu eine andere Meinung gehabt. Die Zeitung „Schweiz am Wochenende“ spekulierte dahingehend, ob es sich um Thelesklafs ehemaligen Stellvertreter und Mitbegründer von TvT Compliance Mark van Thiel handeln könne. Dieser zog einen angekündigten Stellenwechsel zur MROS wieder zurück. Die Fedpol teilte der Zeitung 2020 mit, dass das Arbeitsverhältnis in der Probezeit aufgelöst worden sei. Thelesklaf widersprach dieser Darstellung. Er habe sich ein Renommee als Korruptionsexperte aufgebaut und hielte sich selbst ebenso an diese Regeln.

Im Interview mit der Zürichsee-Zeitung (Quelle) holte Thelesklaf im September 2020 zu einer Generalkritik der Schweizer Bekämpfung von Finanzkriminalität aus, die ihm auch in Deutschland bald Kopfzerbrechen bescheren könnte: „Wenn ein grosser Teil der rund 60 hoch qualifizierten MROS-Mitarbeiter mit der IT und der Datenbereinigung beschäftigt ist, kommt ihre eigentliche Aufgabe zu kurz: die Analyse der Meldungen und damit die Abwehr der Geldwäscherei.“ In Deutschland hat die Financial Intelligence Unit über 500 festen Mitarbeitenden. Laut einer Fehleranalyse externer Berater von PwC gibt es auch hier „unzureichende personelle und insbesondere IT-systemseitige Anpassungen“ (Quelle). Also für Thelesklaf wahrscheinlich bekannte Herausforderungen, wenn auch in einer anderen Größenordnung.

Seinen Plan für eine effektive Geldwäsche-Bekämpfung umriss Thelesklaf ebenso. Dieser deckt sich größtenteils mit jenen Vorschlägen, die die FATF in ihrer Deutschland-Prüfung zwei Jahre später formulierte: „Erstens sollten wir lernen, die Muster der Geldwäscher zu erkennen und sie so präventiv zu stoppen, statt Einzelfälle zu verfolgen. Wir müssen zweitens mit den Banken und drittens mit den internationalen Partnern viel enger zusammenarbeiten. Viertens müssen wir die Abläufe automatisieren und die IT-Probleme lösen, damit mehr Personal für die Analyse frei wird.“

Christoph Schulte, Thelesklafs Vorgänger bei der deutschen FIU, begründete seinen Abgang Ende 2022 zwar aus persönlichen Gründen. Eine Verbindung zu den knapp 300.000 liegengebliebenen Geldwäsche-Verdachtsmeldungen bei der FIU, die im Januar 2023 festgestellt wurden, wurde jedoch in den Medien nicht ausgeschlossen (Quelle). Viele davon sollen schon abgearbeitet worden sein, doch mit einigen davon wird sich Thelesklaf noch beschäftigen müssen.

Thelesklaf steht vor großen und auch für ihn neuen Herausforderungen. Verglichen mit den Zahlen in Liechtenstein und der Schweiz ist die deutsche FIU ein Riese. 2021 gingen in der Schweiz 5.964 Meldungen ein. In Liechtenstein waren es 2.223. In Deutschland 298.507.

Kerberos wünscht dem zukünftigen Leiter der FIU gutes Gelingen bei seiner neuen Herausforderung.

Im Sinne eines effektiven Meldewesens wären aus Sicht der Verpflichteten zwei Dinge wünschenswert

  • Konzentration auf „echte Verdachtsmomente“

  • Nützliches Feedback zur Qualität der Verdachtsmeldungen

Hierfür ist eine wirksame und pragmatische Zusammenarbeit mit den Partnerbehörden – insbesondere den Aufsichts- und Strafverfolgungsbehörden – notwendig. Eine Mammut-Aufgabe, für welche wir zügiges Fortkommen wünschen!

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