Geldwäschebeauftragte leisten einen direkten Beitrag zur Sicherheit des Finanzsystems
Veröffentlicht: 2023-07-18
Tommas Kaplan ist Chief Compliance Officer und Geldwäschebeauftragter bei von Poll Immobilien, eine der größten Immobiliengesellschaften Europas. Der Schwerpunkt des ehemaligen Kriminalkommissars liegt bei der Geldwäscheprävention, dem Management von Internal Investigations, der Korruptionsprävention sowie der Betrugsprävention und dem Datenschutz. Außerdem ist er Co-Leiter der AG 3 "Geldwäsche im Immobiliensektor" bei der AFCA, Dozent beim Zertifikatslehrgang CIM (Compliance Integrity Manager), Autor verschiedener Publikationen und Referent bei verschiedenen Compliance- und Geldwäsche-Veranstaltungen.
Wir sprechen mit ihm über seine Aufgaben, Motivation und Ziele.
Was gefällt Ihnen an der Arbeit als Geldwäschebeauftragter?
Als Geldwäschebeauftragter schätze ich vor allem die wichtige Rolle, die ich bei der Prävention und hoffentlich auch bei der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung spiele. Diese Arbeit ermöglicht es mir, einen direkten Beitrag zur Sicherheit und Integrität des Finanzsystems und zur Verhinderung krimineller Aktivitäten zu leisten. Darüber hinaus bietet mir diese Position die Möglichkeit, stets auf dem neuesten Stand der gesetzlichen Anforderungen und Entwicklungen im Bereich der Geldwäscheprävention zu bleiben.
Welche Herausforderungen bestehen für Geldwäschebeauftragte im Immobiliensektor?
Geldwäschebeauftragte im Immobiliensektor stehen vor verschiedenen Herausforderungen. Eine davon ist die Komplexität und Vielfalt der Transaktionen in diesem Sektor. Bei Immobiliengeschäften geht es häufig um große Summen, mehrere Vertragsparteien, deren Rollen nicht von Anfang an klar sind, und große Summen an Eigenkapital und Vermögenswerten, deren Plausibilität nicht sofort ersichtlich ist. Dies erschwert es in der Praxis, verdächtige Aktivitäten zu erkennen und ihre Plausibilität zu überprüfen.
Eine weitere Herausforderung ist der angemessene Zugang zu Informationen über die Vertragsparteien, die handelnden Personen, die wirtschaftlich Berechtigten sowie über das eingesetzte Kapital und die Vermögenswerte, insbesondere bei internationalen Transaktionen. Eine weitere Herausforderung ist die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit mit anderen an der Immobilientransaktion beteiligten Verpflichteten, um Verdachtsmomente besser erkennen zu können, da Immobilienmakler nach derzeitiger Rechtslage keine Informationen mit anderen an der Transaktion beteiligten Verpflichteten austauschen dürfen.
Warum halten Sie Zertifizierungen für Geldwäschebeauftragte und Verpflichtete für sinnvoll, gerade im Immobiliensektor?
Nach derzeitiger Rechtslage besteht für Immobilienmakler keine Verpflichtung zur Bestellung eines Geldwäschebeauftragten. Für den verpflichteten Immobilienmakler bestehen nur geringe gesetzliche Anforderungen an seine eigene Qualifikation. Ich halte daher eine Zertifizierung gerade im Immobilienbereich für äußerst sinnvoll und wichtig, um gegenüber der Aufsichtsbehörde nachweisen zu können, dass man seinen Fortbildungspflichten nachgekommen ist.
Darüber hinaus ist eine Zertifizierung ein geeigneter Nachweis für die eigene Zuverlässigkeit bei der Umsetzung der geldwäscherechtlichen Anforderungen. Sie vermittelt den Geldwäschebeauftragten bzw. den Verpflichteten ein vertieftes Verständnis der rechtlichen Rahmenbedingungen, der Methoden der Risikobewertung, der Meldepflichten und der internen Sicherungsmaßnahmen.
Eine Zertifizierung zeigt auch nach außen die Kompetenz und das Engagement des Geldwäschebeauftragten bzw. Verpflichteten für die Einhaltung der Geldwäschevorschriften und stärkt das Vertrauen der Kunden und Geschäftspartner in die Seriosität des Verpflichteten.
Wie stellen Sie sich als Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Geldwäschebeauftragten die Zukunft der Geldwäschebeauftragten vor?
Als Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Geldwäschebeauftragten sehe ich die Zukunft der Geldwäschebeauftragten in einer stetigen Weiterentwicklung und Professionalisierung des Berufsbildes. Es ist wichtig, dass die Geldwäschebeauftragten eng vernetzt sind und ihr Fachwissen kontinuierlich erweitern, um den sich ständig ändernden Herausforderungen und Risiken gerecht zu werden.
Ich sehe eine verstärkte Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden, anderen Berufsverbänden und internationalen Organisationen, um Best Practices auszutauschen und gemeinsam an der Verbesserung der Geldwäscheprävention zu arbeiten. Darüber hinaus sollte die Rolle des Geldwäschebeauftragten in den Unternehmen sowohl auf Vorstandsebene als auch in der operativen Umsetzung gestärkt werden, um die Präventionsmaßnahmen effektiver zu gestalten und eine Kultur der Geldwäsche-Compliance zu etablieren.