Compliance Ausblick mit Kerberos Geschäftsführer Christian Tsambikakis
Veröffentlicht: 2023-01-19
Kerberos Geschäftsführer Christian Tsambikakis blickt in diesem Interview mit der Redaktion des Compliance-Newsletters auf das vergangene Jahr zurück. Es ist viel passiert, was die Compliance-Welt auch in den nächsten Jahren noch beschäftigen wird. Neben der aktuellen Krisen sieht Tsambikakis auch Lichtblicke: Der internationale Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung nimmt Fahrt auf, die Bedeutung der Geldwäscheprävention nimmt zu. Zudem wurde Kerberos als RegTech100 ausgezeichnet, was Christian Tsambikakis stellvertretend für das gesamte Team darin bestärkt, dass das Unternehmen die richtigen Prioritäten setzt.
Hallo Christian, das letzte Jahr war geprägt von vielen Krisen – aber auch Entwicklungen in der Geldwäsche-Compliance. Was hat die Arbeit von Kerberos am meisten geprägt?
Das letzte Jahr kann man mit Sicherheit in einige Kategorien packen. Gefühlsseitig und auch menschlich hat der Krieg in der Ukraine uns natürlich alle mitgenommen. Zweitens ist regulatorisch sehr viel passiert: Die Veröffentlichung der FATF Ergebnisse, die Entwicklungen des Transparenzregisters und insbesondere die durch den Krieg ständig aktualisierten Sanktionslisten hatten und haben natürlich einen sehr starken Einfluss auf unsere Arbeit.
Es gab und gibt aber auch viele interne Entwicklungen bei uns und unseren Kund:innen. Dazu zählt die zunehmende Technologisierung der Compliance. Etwas, was wir pushen, was wir aktiv einfordern, und wobei wir selbst mit bestem Beispiel vorangehen. Dies betrifft die Behördenseite, die Verpflichteten, aber eben auch Dienstleister wie unser Unternehmen.
Was bedeuten diese Entwicklungen für die Verpflichteten und Kund:innen von Kerberos?
Die Entwicklungen bedeuten für die Verpflichteten, dass Geldwäscheprävention nicht weiter negiert werden kann, wie es teilweise von vielen Industrien leider noch getan wird. Hier merken wir, dass zunehmend ein Bewusstsein geschaffen wird und wurde, auch vielleicht durch unsere Arbeit und durch Verbände wie dem Bundesverband der Geldwäschebeauftragten e.V. (BVGB). Und natürlich auch durch die Politik, sei es auf EU- oder Bundesebene. Nicht nur die Bekämpfung der Geldwäsche findet immer mehr Beachtung, sondern auch die Bekämpfung der Terrorismusfinanzierung.
Geldwäscheprävention wird ein zentrales Thema sein, das einen echten standort- und strategischen Vorteil für Unternehmer haben kann, indem man sich dort gut, schlank, aber vor allem rechtssicher aufstellt. Bei dieser Entwicklung wollen wir eine Rolle spielen und mitarbeiten.
Kerberos arbeitet an Anwendungen wie dem AML desk, der Verpflichteten Stück für Stück über eine zentrale Plattform alle Lösungen für ihre Compliance-Herausforderungen bietet. Auch dadurch ist Kerberos nicht nur eines von vielen – sondern eines der Laut FinTech Global 100 weltweit innovativsten RegTechs im Jahr 2023. Hättest du das erwartet?
Es gibt viele Preise in diesem Markt. Wir sind froh, dass dieser einer ist, den man zumindest meines Wissens nicht kaufen kann. Wir sind sehr stolz drauf. Wir bewegen uns dort in einem elitären Kreis auf einem globalen Spielfeld. Das zeigt auch hier wieder: AML bzw. Geldwäscheprävention ist ein Thema, was nicht an der EU-Grenze Halt macht, sondern eine absolute globale Herausforderung für alle Unternehmen und alle legalen Wirtschaftstreibenden weltweit darstellt.
Es zeigt aber auch, dass unser Schwerpunkt auf der Verbindung von Regulatorik, exzellentem Service und digitalen Dienstleistungen auch für unsere Kunden einen hohen Mehrwert hat. Und es ist schön, dass das honoriert wird. Vielleicht können wir die Auszeichnung ja sogar im nächsten Jahr wiederholen.
Welche politischen Versprechen hinsichtlich der Geldwäsche-Compliance sind dir aus dem letzten Jahr im Kopf geblieben und wie bewertest du diese? Sind sie zu halten?
Es gab im Jahr 2022 viele politikseitige Versprechen. Zunächst auf EU-Ebene, wo das sogenannte „Single-Rule-Paket“ umgesetzt und aus einer „Richtlinie“ eine „Verordnung“ machen wird. Soll heißen: Alle EU-Länder werden sehr gleiche oder exakt gleiche Anforderungen an die Geldwäscheprävention stellen. Das ist eine interessante Synchronisierung innerhalb des EU-Raumes, die auch regulatorisch mit Sicherheit hier in Deutschland noch stark einschlagen wird. Hinzu kommt eine zentrale Geldwäsche-Aufsicht (AMLA), Frankfurt ist ja hier in Diskussion.
Zudem hat Herr Lindner mit dem Bundesfinanzkriminalamt im Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung auch ein politisches Signal gesendet. Diese Entwicklungen wollen wir abwarten.
Was wir zusätzlich auch gesehen haben, ist die Bearbeitung und Beachtung geldwäscherelevanter Themen, die in den einzelnen Aufsichten – sei es der BaFin, den Regierungspräsidien oder Landesregierungen –zugenommen haben. Auch das ist eine Entwicklung, die viele Industrien noch deutlich zu spüren bekommen werden. Geldwäscheprävention kann so mit Unterstützung der Politik in einem guten Dialog sinnvoll umsetzbar gemacht werden – und zwar für alle.
Welchen Weg geht Kerberos im neuen Jahr, um es Verpflichteten weiterhin zu ermöglichen, mit all diesen Entwicklungen Schritt zu halten?
Für uns ist sehr deutlich geworden wie wichtig unsere neueste Innovation der „AML desk“ ist. Der AML desk ist unser zentrales Portal, in dem zukünftig alle Verpflichtungen aus einer Hand umgesetzt werden können. Die Entwicklung des AML desk gilt es weiter voranzutreiben. Die Leute wollen weder Faxen noch Briefe verschicken oder auf geduldigem Papier sitzenbleiben. Die Dinge müssen sofort da sein, sie müssen schnell funktionieren, sie müssen leicht und zugänglich sein. Also die „Entkomplizierung“ der Geldwäscheprävention und die Digitalisierung der Kunden und auch Behörden-Erfahrungen in einem. Da wollen wir unseren Beitrag zu leisten und schreiten mit großen Schritten voran.
Internationalisierung ist auch ein Dauer-Thema, vor dem wir uns gar nicht schützen können oder wollen. Zunehmend viele Kunden von uns agieren international. Auch für diese bauen wir unser Lösungsportfolio immer weiter aus.
Jetzt noch eine persönliche Frage. Du hast Kerberos aufgebaut und durch krisengeprägte Jahre geleitet. Das Unternehmen entwickelt sich stetig weiter. Worauf bist du besonders stolz?
Zuerst gibt es in unserem Unternehmen nur ein Kollektiv und nicht eine einzelne Person, unter der sich alles unterordnet. Diesen Weg wollen wir weitergehen.
Deswegen würde ich sagen: Wir als komplettes Team sind stolz darauf, mit einer tollen Organisation aus enthusiastisch und motivierten Spezialist:innen Geldwäscheprävention sowohl auf die wirtschaftliche, politische und regulatorische Landkarte zu bringen und dort auch gemeinsam voranzugehen um Pionierarbeit zu leisten.
Das treibt uns an, macht Spaß und schweißt uns zusammen.
Vielen Dank.